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Serie A, Ouverturen
om151 / Band 3
Christoph Schaffrath (1709–1763)
Ouverture E-Dur (CSWV:A:2)
für Str und Bc
Herausgegeben von Reinhard Oestreich
om151
ISMN 979-0-700317-87-4
Broschur / Partitur und Stimmen
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 19,90 EUR

[…] Die in Berlin entstandenen Kompositionen haben ihre Wurzeln u. a. in der sächsischen Musikkultur, die ihrerseits stark von Italienern beeinflusst war. 1728 hatte der junge Friedrich auf einem Staatsbesuch die sächsische Hofkapelle kennengelernt und war von ihr tief beeindruckt. Es ist deshalb sicher kein Zufall, dass viele seiner Hofmusiker vor ihrem preußischen Engagement entweder in Dresden beschäftigt oder mit den dortigen Verhältnissen bestens vertraut waren. Das „italienische Erbgut“ ist insbesondere in vielen Kompositionen Schaffraths gut zu erkennen. Oftmals atmen sie die innige Heiterkeit eines Antonio Brioschi (fl. 1730-50) oder Francesco Mancini (1672-1737). Diese ist auch in der hier erstmals veröffentlichten Ouverture E-Dur (CSWV:A:2) spürbar.
Die ‚Berliner Ouverturen‘ zeichnen sich durch Zweisätzigkeit aus: einem langen ersten Satz im französischen Stil in der Form AABA’BA’ oder AABA’ folgt ein schneller Allegro- oder Prestosatz, wie man ihn auch in einer Sinfonia als Schlusssatz finden könnte. Insofern ist die ‚Berliner Ouverture‘ nicht einfach eine Reduktionsform jener Ouverturensuiten, die z. B. von Georg Philipp Telemann (1681-1767) oder Johann Joseph Fux (1660-1741) in großer Zahl geschrieben wurden, sondern ein Hybrid aus einer französischen Opernouverture und einer italienischen Sinfonia. Tatsächlich sind die ersten ‚Berliner Ouvertüren’, die von den Berliner Klassikern stammen, in Braunschweiger Opern Carl Heinrich Grauns nachweisbar. Dabei  enthalten die Ouverturen zu „Die in ihrer Unschuld siegende Sinilde“ (1727) und „Iphigenia in Aulis“ (1728) als 2. Satz noch ein Menuett, während in „Pharao Tubaetes“ (1735) ein Presto im 3/8-Takt die Ouverture beschließt. Interessanterweise wurde in Berlin, wo Carl Heinrich Graun nur drei seiner 27 Opern mit einer ‚Berliner Ouverture‘ einleitete, die ursprünglich nur einsätzige Ouverture zu „Polidorus““(1731) um einen zweiten Satz ergänzt. […]

In Schaffraths Ouverturen ist der schnelle Teil des  ersten Satzes entweder ein drei- oder vierstimmiges Fugato. In der Ouverture CSWV:A:2 ist das Fugato dreistimmig, was Schaffrath im vierstimmigen Streichersatz dadurch erreicht, dass die Viola entweder mit dem Violino secondo bzw. dem Basso zusammengeht oder als Füllstimme dient. Ungewöhnlich für Schaffrath ist die Form des ersten Satzes: AABA’. Ob aus dem Fehlen von Bläsern, die erst ab den späten 1740er Jahren zur Standardorchesterbesetzung gehören, gefolgert werden darf, dass es sich um ein Werk aus Vorberliner Zeiten handelt, muss vorerst dahingestellt bleiben.

(aus dem Vorwort von Reinhard Oestreich)

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