[…] Die Komponistin Clara Schumann hatte weder Hilfe ihres Mannes Robert nötig, um komponieren zu können, vermisste aber seine ständige Ermunterung nach seinem Tode 1856 schmerzlich, noch versuchte sie jemals, ihn sklavisch zu kopieren. Ihr nicht sehr umfangreiches Schaffen (Klavierkonzert a-Moll op. 7, Konzertsatz f-Moll für Klavier und Orchester, Klaviertrio g-Moll op. 17, drei Romanzen für Klavier und Violine op. 22, zahlreiche, z. T. hochvirtuose Klavierwerke, drei gemischte Chöre und 27 Lieder) hat eigenes, z. T. herausragendes Profil, liegt inzwischen nahezu vollständig in (nicht immer) zuverlässigen Neuausgaben vor und hat in Teilen sogar Eingang in das Standardrepertoire gefunden. Dies gilt neben einigen Klavierwerken und den Romanzen für Klavier und Violine op. 22 vor allem für ihre Lieder. Außerdem hat sie Werke ihres Mannes kongenial bearbeitet, z. B. den Klavierauszug seiner einzigen Oper Genoveva, seine hinterlassenen Kompositionen herausgegeben und die erste, allerdings unvollständige Gesamtausgabe seiner Werke überwacht.[1] […]
Bis zum Jahre 2000 lagen die meisten Kompositionen (und Bearbeitungen) von Clara Schumann in Neu- und Erstausgaben vor,[2] danach gab es noch, auch im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2019, einige z. T. sehr wertvolle Ergänzungen, so dass nun nur noch ganz wenige Werke nicht veröffentlicht oder nur an entlegenen Stellen im Druck zu erreichen sind. Der vorliegende Band will diese Lücken auf dem Gebiet der zweihändigen Klaviermusik schließen, wobei auch Bearbeitungen Clara Schumanns (von Werken von Robert Schumann und Johannes Brahms) sowie eine hochinteressante Transkription von August Horn eines ihrer erfolgreichsten Lieder (Liebeszauber op. 13, Nr. 3) berücksichtigt wurden. Dabei kam es zu einer abwechslungs- und facettenreichen Auswahl aus Clara Schumanns Klavierwerken und Klavierbearbeitungen, die von 1838 bis 1895, ein Jahr vor ihrem Tod 1896, reicht. […]
Aus dem Vorwort von Joachim Draheim
[1] Vgl. Klassen I; Janina Klassen: Clara Wieck- Schumann. Die Virtuosin als Komponistin. Studien zu ihrem Werk, Kassel u. a. 1990 (im Folgenden abgekürzt: Klassen II); Joachim Draheim: »Werkverzeichnis Clara Wieck / Clara Schumann (1819–1896)«, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2019/20, 25 (2020), S. 267–283 (im Folgenden abgekürzt: Werkverzeichnis); Reich, S. 211ff.
[2] Vgl. hierzu: Joachim Draheim: »Neu- und Erstausgaben der Kompositionen von Clara Schumann – Eine kritisch kommentierte Bibliographie«, in: Schumanniana Nova – Festschrift Gerd Nauhaus zum 60. Geburtstag, hg. von Bernhard R. Appel, Ute Bär u. Matthias Wendt, Sinzig 2002, S. 169–189; Werkverzeichnis.