Der in Neurode (Nowa Ruda) geborene Organist, Komponist und Dichter Tobias Zeutschner (ca. 1621–1675) muss als der zentraler Komponist protestantischer Kirchenmusik in Breslau nach dem Dreißigjährigen Krieg gelten. Neben mindestens einer groß angelegten Historia, zwei mehrchörigen Konzerten, zahlreichen Liedern und Kasualwerken verschiedener Besetzungen und Gattungen prägen insbesondere zwei Drucke mit je zehn Geistlichen Konzerten sein Oevre. Die vorliegende Sammlung erschien nur wenige Jahre nach seiner Bestallung 1649 als Organist an der Breslauer Hauptkirche St. Bernhardin. Zusammen mit einer unvollständig überlieferten Hochzeitsmusik und einer Trauermusik bildet die Decas Prima oder Musicalischen Fleisses Erster Theil die Gruppe der frühesten erhaltenen Werke Zeutschners. [...] Zeutschner kannte offensichtlich ein breites Repertoire frühbarocker Musik italienischer und deutscher Komponisten und verstand es, sich deren Stil anzueignen. Bereits das erste Konzert, Habe deine Lust an dem HErren, zeigt offensichtliche Parallelen zur gleichnamigen Komposition (SWV 311) aus Heinrich Schütz‘ 1639 veröffentlichtem Ander Theil Kleiner Geistlichen Concerten. Die musikalisch-thematischen Ähnlichkeiten sind teils frappierend. [...] In diesen Parallelen bestätigt Zeutschner für das östliche Deutschland, was Peter Wollny für den mitteldeutschen Raum konstatiert: „Auf Schütz als Vorbild und Anregung beziehen sich denn auch – explizit oder implizit – nahezu alle zwischen etwa 1640 und 1655 [...] erschienenen Musikdrucke mit konzertierenden Werken.“
Aus dem Vorwort von Hendrik Wilken