Albert Louis Frédéric Ba(p)tiste wurde um den 21. Juli 1700 in Oettingen geboren. Sein Vater, Johann, stammte aus Frankreich und hatte als Tänzer und Geiger an der Opéra de Paris gewirkt. Der Protestant verließ der Überlieferung nach infolge des von Louis XIV. aufgehobenen Edikts von Nantes 1685 sein Heimatland, um im Ausland sein Auskommen zu finden. Oettingen bot ihm zumindest eine Zeitlang eine Wirkungsstätte. [...] Bald nach der Geburt von Albert Louis Frédéric zog die Familie nach Darmstadt, [...] wo Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667–1739) regierte, der selbst die Laute spielte und im Begriff war, eine der renommiertesten Hofkapellen des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum aufzubauen. In diesem künstlerisch inspirierenden Wirkungsumfeld seines Vaters, der ihn das Tanzen und vermutlich auch das Geigenspiel lehrte, wuchs Albert Louis Frédéric auf. 1718 begab er sich auf eine mehrjährige Reise durch Europa: Nach Frankreich, Italien und England, aber auch nach Spanien, Dänemark und Schweden. [...] 1726 kehrte er in seine Heimat zurück und trat in Kassel eine Stelle als Hofmusiker und -tänzer an. [...] Zwanzig bis dreißig Instrumentalisten und Sänger sorgten bei Hofe für musikalische Unterhaltung, darunter Johann Adam Birkenstock, Fortunato Chelleri, später auch Christian Samuel Barth und der Opernkomponist Ignazio Fiorillo.
Baptiste war mit seiner Anstellung und dem künstlerischen Umfeld seiner Arbeit offenbar zufrieden; er blieb in Kassel bis zu seinem Tod im Jahre 1775.
Wie die meisten seiner Kollegen war Albert Louis Frédéric Baptiste nicht nur als Musiker und Tänzer, sondern auch als Komponist tätig. [...] erwähnt werden Solosonaten für Flöte und für Violine, aber auch hinsichtlich der Besetzung Exotischeres wie drei Sonaten für Violine, Cornetto, Viola da gamba und Basso continuo oder 24 Menuette für zwei Violinen, zwei Hörner und Bass. E. L. Gerber kennt außerdem Dutzende Gambenwerke aus der Feder von Baptiste. Überliefert ist von all dem nur Weniges.
Stilistisch orientiert Baptiste sich im vorliegenden Werk vor allem an der zeitgenössischen Kompositionspraxis Italiens. Dies zeigt sich in der Anlage des Werkes mit den Sätzen Afectuoso, Allegro, Largo und Allegro wie auch im „melodischen Geist“, oder: der Idee von der cantabilità, die insbesondere in den langsamen Sätzen die Gestaltung der Solostimme prägt. [...] Die Hintergründe zur Entstehung des Werkes liegen im Dunkel. Als kleines ,Bonbon‘ mag die Tatsache fungieren, dass als Bläser (Oboe wie Flöte) der Kasseler Hofkapelle ab 1722 ein Johann(es) Scherer (1696–1760) wirkte: Mitglied der berühmten Instrumentenbauerfamilie Scherer in Butzbach und selbst Komponist für sein Instrument. Gut möglich, dass die Kollegen hier zusammenarbeiteten. Mit Blick auf die technisch anspruchsvollen Figuren des Concerto stünde damit ein Indiz für die Virtuosität dieses Flötisten, über den sonst kaum etwas bekannt ist, als Instrumentalist bereit.
Aus dem Vorwort von Antje Becker und Ondrej Bernovský