Musik am Ludwigsluster Hof
Die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende höfische Musikgeschichte Mecklenburgs, speziell des späteren Herzogtums (seit 1815 Großherzogtums) Mecklenburg-Schwerin, war lange Zeit durch auffallende Diskontinuität bestimmt. Nach einer kurzen Blütezeit unter Herzog Johann Albrecht I. (reg. 1547–1576), dem Gründer der Schweriner Hofkapelle, und temporären Wiederbelebungen im späten 17. Jahrhundert sowie erneut ab 1701 konnte erst mit der Reorganisation der Kapelle durch Herzog Christian Ludwig II. (reg. 1747–1756) der Grundstein für einen dauerhaften Fortbestand der Hofmusik gelegt werden, die binnen weniger Jahrzehnte eine überregionale Geltung erreichte. Maßgebend dafür war nicht allein das bald erlangte Leistungsniveau der Hofkapelle, sondern mehr noch das ausgeprägte Eigenprofil, das dem Musikwesen dieses Hofes von etwa 1770 an eignete – mit einer für einen Hof dieser Größenordnung erstaunlichen Konzentration an schöpferischen Persönlichkeiten und einem entsprechend hohen Anteil an Eigenkompositionen für die Hofkapelle.
Erster Kapellmeister der wiederbegründeten Hofkapelle war der von Christian Ludwig 1747 verpflichtete Adolph Carl Kunzen (1720–1781), auf den schon 1754 J. W. Hertel folgte. Seine großen geistlichen Vokalwerke entstanden größtenteils erst in den 1770er und frühen 1780er Jahren. Zugleich komponierte Hertel für die Nebenhofhaltung in Schwerin.
Die Verlegung der Residenz nach Ludwigslust (1764/67) war eine Entscheidung des pietistischen Herzogs Friedrich des Frommen (reg. 1756–1785), die ein ganzes Programm „alternativer“ Gestaltung des Hoflebens und der Hofkultur einschloss. Essentieller Bestandteil dieses Programms war eine Musikpflege, die sich zuallererst dem Ideal christlicher Erziehung und religiöser Erbauung verpflichtet sah und von einer unbedingten Vorrangstellung geistlicher Musik bestimmt war. So kannte man Ludwigslust als den Ort, „wo insbesonderheit die religiöse Musik ihren berühmtesten Wohnsitz hat“ (J. A. P. Schulz, 1786). Das Kapellmeisteramt hatte nun C. A. F. Westenholtz inne.
Neben den Kapellmeistern wies die Hofkapelle mit rund 35 Mitgliedern weitere kompositorisch befähigte Musiker auf, angefangen von dem jungen J. G. Müthel über den Geiger F. L. Benda und den Fagottisten F. A. Pfeiffer bis hin zu dem 1789 verpflichteten Wiener Kontrabass-Virtuosen J. M. Sperger. Nicht zu vergessen schließlich die auswärtigen Musiker, die dem Hof durch Kompositionsaufträge verbunden waren, so u. a. J. G. Naumann und J. F. Reichardt.
Mit Antonio Rosetti, der für die unter Herzog Friedrich Franz noch längere Zeit weitergeführten geistlichen Konzerte mehrere große Vokalwerke komponierte, war indes zugleich der Höhepunkt in der Reputation der Hofmusik in Ludwigslust erreicht.
om152 / Band 6
Konzert für Oboe Es-Dur
Missa alla papale
Motetten
om149 / Band 5
Konzert für Oboe C-Dur
Konzert c-Moll
Orgelkonzert G-Dur
Drei Violinsonaten
in C-Dur, D-Dur und b-Moll
Violoncellokonzert G-Dur