Unter den Musikhandschriften der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe finden sich fünf Werke von Andreas Ehrenfried Forstmeyer (1732–1787). Dieser Violinist und Hornist am Hof des Markgrafen Karl Friedrich von Baden (1728–1811) war einer der vielen heute wenig bekannten Hofmusiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Allerdings zeichnete er sich dadurch aus, dass er seinem Bruder David Andreas Forstmeyer (1753–1805), der am Pädagogium in Pforzheim Musik lehrte, Kompositionen lieferte. Durch den Gebrauch als Schulmusik erscheint das Werk Forstmeyers in einem besonderen Licht und rechtfertigt eine Neuausgabe. [...]
Das Flötentrio von Forstmeyer steht in der Tradition der Karlsruher und Mannheimer Kammermusik, die durch den frühen Verzicht auf ein Akkordinstrument für den Basso Continuo geprägt ist. Am 23. November 1750 hatte Giovanni Battista Sammartini (1700–1775) dem Markgrafen Concertini für ein Flötenquartett (Streichtrio mit Flöte) geschickt, in deren autographer Partitur der Komponist ausdrücklich darauf hinweist, dass ein Violoncello als Bassinstrument genügt. Damit lieferte er einen frühen Hinweis auf das Absterben der Generalbasspraxis. Schnell entstand in der Folge nicht nur in der Mannheimer Schule der Besetzungstypus des klassischen Streichquartetts und das verwandte Streich- oder Flötentrio, dem auch das Trio von Forstmeyer zuzurechnen ist. [...]
Die Karlsruher Musikpflege im ausgehenden 18. Jahrhundert stand im Schatten der nahen Mannheimer Hofkapelle und von deren Nachruhm, auch nach der Verlegung nach München im Jahr 1778. Der behutsame und langfristig angelegte Aufbau einer Musiktradition in Baden durch Karl Friedrich führte erst am Beginn des 19. Jahrhunderts zu größerer Blüte. Diese Musikpflege war nicht zentralistisch auf Karlsruhe beschränkt, sondern verteilte sich über das durch die politischen Reformen um 1800 neugestaltete Baden. Zur Zeit der Komposition der Triosonate von Forstmeyer in den 1770er Jahren blieb nur der Ausblick nach vorne, den Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) um 1778 folgendermaßen beschrieb: „Dieser Hof hat lange sein Auge nicht auf die Musik gerichtet. […] Erst unter dem jetzigen Markgrafen fing Deutschland an, auf die dasige Musik aufmerksam zu werden.“
Aus dem Vorwort von Tobias Bonz