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Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Der Himmel dacht’ auf Anhalts Ruhm und Glück (BWV 66a)
Glückwunsch-Serenata zum Geburtstag des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen (10. Dezember 1718)
für S, A, T, B, Tr. 1,2, Ob. 1,2, Fag., Str. und Basso continuo
Herausgegeben von (Rekonstruktion) Alexander Grychtolik

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979-0-502342-01-2
Broschur, XII + 87 Seiten
Ausgaben*
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 30,00 EUR

Aus Bachs Köthener Zeit (1717–1723) sind nur sehr wenige Vokalwerke überliefert. Den Nachweis, dass die hiermit als Rekonstruktionsversuch erstmals vorliegende  Serenata BWV 66a das Köthener Urbild der Osterkantate BWV 66 ist, hat Friedrich Smend erbracht.[1] Die Umarbeitung bot sich für Bach nicht nur aus zeitlichen, sondern auch aus theologischen Gründen an, denn die Auferstehung Jesu ist das Fest der Wiedergeburt und des Lebens.

Von der Köthener Serenata ist unmittelbar nur das von Christian Friedrich Hunold (1680–1721), genannt „Menantes“, verfasste Libretto in einem zeitgenössischen Textdruck[2] überliefert. Die Wahl Hunolds als Textdichter sowohl für die Serenata als auch für die Kirchenkantate ist nicht nur durch dessen familiäre Beziehung zum Umfeld des Köthener Hofes erklärbar[3], sondern offenbart auch Leopolds Interesse für alles Modische und Exklusive, denn mit seiner „galanten“ (d. h. an der Natürlichkeit und am Gesprochenen ausgerichteten) Schreibart hatte es Menantes zu großer Popularität gebracht.

Die Serenata handelt von der Suche der Ruhmesgöttin Fama nach einem guten Regenten, den sie in Köthen findet. Hunold geht auch auf die besonderen Köthener Verhältnisse ein, so in der unterschwellig geäußerten Sorge um den Fortbestand der Dynastie,[4] denn Leopold war kinderlos und sollte sich erst 1721 vermählen.

Als Tafelmusik wurde die Musik im Festsaal des Köthener Schlosses[5] dargebotene Serenata szenisch aufgeführt, sie ist im strengen Sinne also eine einaktige Festoper, die mit einer den Figuren entsprechenden Kostümierung und Gestik dargeboten wurde.[6] Als Quellen für die Rekonstruktion dienten das erhaltene Partitur-Autograph der Parodiefassung BWV 66[7] sowie das im Originaldruck erhaltene Libretto[8].

 

Alexander Grychtolik

 

 

[1] U. a. Friedrich Smend, Bach in Köthen, Berlin 1951, S. 34 ff. – siehe auch: Alfred Dürr, Kritischer Bericht zu BWV 66a in: Neue Bach-Ausgabe, Serie I, Band 34, Kassel 1963, S. 59– 61.

[2] Das frohlockende Anhalt als der Durchlauchtigste Fürst und Herr Herr / Herr Leopold Fürst zu Anhalt Cöthen/Hertzog zu Sachsen etc. 1718. den 10. Decembr., den Höchst-erfreulichen Geburts-Tag bey des gantzen Fürstenthums blühenden Wohlstand begieng. Menantes. Serenata…, in: Auserlesene und theils noch nie gedruckte Gedichte unterschiedener Berühmten und geschickten Männer zusammen getragen und nebst seinen eigenen an das Licht gestellet von MENANTES... Teil II Halle in Magdeburgischen 1719..., XII. Stück, I. Abtheilung, S. 84–90.

[3] 1714 heiratete Menantes Elisabeth Zindel (auch: Zündel). Sie war die Tochter eines Bernburger Commissarius und Gerichtsdirektors bei den Herren von Wietersheim auf dem Gut Wörbzig nahe Köthen, siehe: Jens-Fietje Dwars. Menantes. Leben und Werk des Christian Friedrich Hunold. Katalog der Menantes-Gedenkstätte Wandersleben, Bucha bei Jena 2005, S. 38.

[4] So singt z. B. Fama im Rezitativ 7 zweideutig: “Jedoch vielleicht denkt dieser Herr allein Unsterblichkeit durch Tugend zu erreichen.“

[5] Heute zutage wird dieser Saal in seiner klassizistischen Überformung „Spiegelsaal“ genannt.

[6] Siehe dazu: Szenische Aufführungspraxis bei Johann Sebastian Bach, in: CONCERTO – Das Magazin für Alte Musik, Heft 282 (2018), S. 6–8.

[7] In Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: D B Mus. ms. Bach P 73.

[8] a.a.O..

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