Der Pianist, Komponist, Musikpädagoge und Musikschriftsteller Jürgen Uhde (1913–1991) wird vielen Freunden der Musik Beethovens und wohl zahllosen Musikwissenschaftlern besonders durch seine in den Jahren 1968 bis 1974 bei Reclam in Stuttgart erschienene dreibändige Monographie über Beethovens Klaviermusik ein Begriff sein. In diesem grundlegenden Standardwerk hat Jürgen Uhde ein beindruckendes, noch heute relevantes Zeugnis seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit der Musik Beethovens als Pianist, Analytiker und Denker abgelegt, das zu lesen, überaus gewinnbringend ist und jedem ernsthaften Musikliebhaber ans Herz gelegt sei. Neben seinen musikwissenschaftlichen Publikationen zu Komponisten und Werken vom Barock bis in die Moderne verdanken wir ihm anregende und feinfühlige Schriften zur musikalischen Interpretation und Klaviermethodik.[1]
Dass Jürgen Uhde auch komponierte, wurde erst jüngst durch die Erschließung seines Nachlasses im Rahmen eines Symposions und der daraus hervorgegangenen Publikation einer größeren Öffentlichkeit bekannt.[2] Mit der nun vorliegenden Ausgabe wird eine groß angelegte, 114 Takte umfassende sechsstimmige Motette über einen bisher noch von keinem anderen Komponisten vertonten, bedeutenden Text Martin Luthers erstmals publiziert.
In Hamburg geboren und aufgewachsen, studierte Uhde ab 1932 in Berlin bei Leonid Kreutzer (Klavier), Kurt Thomas (Dirigieren) und Heinz Tiessen (Komposition). 1936 begann seine eigene, vorab pädagogische Tätigkeit, unterbrochen durch die Einberufung zur Wehrmacht und eine schwere Erkrankung. Ab 1947 bis 1989 lehrte er an der Musikhochschule in Stuttgart.
[1] Zur Biographie Jürgen Uhdes siehe Andreas Traub: »Jürgen Uhde. Biographische Skizze«, in: Angewandtes musikalisches Denken. Jürgen Uhde zum 100. Geburtstag (= Klang – Wort – Ereignis 3), hg. von Thomas Seedorf und Matthias Wiegandt, Sinzig 2017, S. 7–26.
[2] Andreas Traub/Thomas Seedorf: »Jürgen Uhde – Verzeichnis der musikalischen Werke«, in: Angewandtes musikalisches Denken, S. 191–202. Das Verzeichnis der musikalischen Werke umfasst 49 Werke unterschiedlicher Gattungen und Besetzungen.
