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om251 / Band 37
P. Josephus Leiffer (1713–1764)
Messe in G-Dur
Erstausgabe
für Soli (SATB), Chor (SATB), Str. u. Bc
Herausgegeben von Ekkehard Krüger

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om251
979-0-502341-14-5
Partitur, Broschur, XIV + 212 Seiten
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 25,00 EUR

Die Messe in G-Dur von P. Josephus Leiffer O.Cist gehört zu den rar gewordenen Zeugnissen der Musikpflege im Zisterzienserkloster Neuzelle in der Niederlausitz. Das „Monasterium beate Marie virginis de Nova Cella“ wurde 1268 von Markgraf Heinrich („dem Erlauchten“) von Meißen als Filia von Altzella bei Nossen gestiftet. Das an der Nordgrenze der Niederlausitz im Bistum Meißen gelegene Kloster entging der 1540 sich allmählich im kurbrandenburgischen und neumärkischen Umland vollziehenden Reformation. Der oberste Lehnsherr der Niederlausitz, der König von Böhmen und habsburgische Kaiser, schützte die Privilegien des Konvents. Seit 1635 waren die sächsischen Kurfürsten – mit Unterbrechung durch das Sekundogeniturherzogtum Sachsen-Merseburg 1657–1738 – Landesherren der Niederlausitz. Nach den auch für Neuzelle katastrophalen Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, die sogar zur vorübergehenden Zerstreuung des Konvents führten, konnte das klösterliche Leben mit jungen Kräften schnell wieder in Gang gebracht werden. Die trotz eines Brandes im ehemaligen Klausurgebäude 1892 gut erhaltene Klosteranlage zeugt von einer materiellen Blüte im späten 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die spätgotische Backsteinhallenkirche wurde bis 1741 unter Abt Martinus Graff (amt. 1727–1741) von besten böhmischen und zuvor italienischen Bauhandwerkern und Künstlern barockisiert. Seit 1616 gehörte der Konvent der böhmischen Ordensprovinz an. Viele Mitglieder des Konvents absolvierten das Kleinseitener Gymnasium und das ordenseigene Studienkolleg in Prag. Engere Beziehungen bestanden zu den Zisterzienserklöstern Ossegg (Osek) in Nordböhmen, Mariensaal (Staré Brno) vor Brünn, dem mährischen Saar (Žd’ár nad Sázavou) und Grüssau (Krzeszów) in Schlesien, das sich parallel zu Neuzelle ab 1728 architektonisch und baukünstlerisch zum Teil von denselben Ausführenden ein neues Gesicht gab.[...]

Die Rekonstruktion des Musiklebens im Kloster kann sich deshalb nur auf zufällige Funde von Erwähnungen andernorts und auf die bescheidenen Überbleibsel im Archiv der katholischen Ortsgemeinde stützen. Schon Abt Michael I. (amt. 1523–1532) wird als Förderer der Kirchenmusik durch Orgelbau und Pflege des mehrstimmigen Gesangs gerühmt. Als Komponisten aus den Reihen des Konvents können später P. Josephus Leiffer (1713–1764) und P. Josephus Ullmann (1743–1823) namhaft gemacht werden. Mit weitem Abstand am umfangreichsten – wenn auch nicht am Entstehungsort – ist das kompositorische Schaffen des nicht dem Konvent angehörigen „Maestro di Capella á Neücell.“ Sigismund Grabe (1731–1808) erhalten, dessen Werke neben dem Hauptüberlieferungsort Prag (heute in Litomˇeˇrice) auch nach Sagan (heute in Wrocław), Obra in Polen (heute in München), Ottobeuren und Konstanz gelangten.
In welcher Weise Mönche, Konversen und ortsansässige Laien ausgebildet und eingesetzt werden konnten, um großbesetzte konzertante Kirchenmusik aufführen zu können, wird im Detail kaum noch zu eruieren sein. [...]

P. Josephus Leiffer (Klostername) wurde am 3. April 1713 in Sagan (Zagan) geboren, das mit dem gleichnamigen niederschlesischen Herzogtum von den Fürsten Lobkowicz regiert wurde. Er trat 1731 in das Kloster Neuzelle ein und legte am 2. Februar 1732 die Ordensgelübde ab. Von 1737 bis 1741 studierte Leiffer in Prag Theologie. 1740 erhielt er die Priesterweihe. Seit 1741, dem Jahr der Weihe der erneuerten Klosterkirche, hatte Leiffer verschiedene Ämter inne: 1741 Chorleiter, 1743 Hausprofessor für Philosophie, 1745–1749 Präses der St. Josephs-Bruderschaft und Subkantor, 1752–1762 Seelsorger in Neuzelle und der Diaspora, 1753/54 Subkantor, 1757–1762 Kantor, 1763 Subprior. Seine Tätigkeit als Kaplan der Reichsgräfin Maria Anna Franziska von Brühl geb. Gräfin von Kolowrat-Krakowski (1717–1762), der Gemahlin des sächsischen Premierministers Heinrich von Brühl, in Dresden 1749/50 ist sicher nicht die einzige Möglichkeit für einen Kontakt zwischen dem Neuzeller Kantorat und der Dresdner Hofkirchenmusik, wie er durch spätere Kompositionen von Schuster und Schürer im Neuzeller Pfarrarchiv bis heute nachweisbar ist. Leiffer starb am 17. August 1764. Neben der hier edierten Messe in G-Dur ist eine MISSA Ferialis. | à | Canto, Alto. | Tenore, Basso. | Violinis 2bus | Lituis 2 Ex D. | et | Organo. | Del: Sig: R: P: Josepho Leiffer. | Chori Neo=Cellensis ohne Organo- bzw. Basso continuo-Stimme überliefert.
Leiffers nach heutigem Kenntnisstand einzige vollständig überlieferte Komposition, eine Messe in G-Dur, darf als Beispiel für eine im besten Sinne ,Gebrauchsmusik‘ gewertet werden, die ob der mäßigen Anforderungen an die Ausführenden und deren beschränkter Zahl – lediglich ein vierstimmiges Vokalensembles aus Solisten und Ripienisten sowie Streichern und Basso continuo sind erforderlich – sicher nicht für hohe Festtage bestimmt war und die ihre Praxistauglichkeit auch in jüngster Zeit bewiesen hat. Bei den mit dem Namen von Michael Witt verknüpften Bemühungen um eine Wiedernutzung der Musikalien aus dem Pfarreiarchiv kommt Leiffers Messe eine Pionierrolle zu.

(Aus dem Vorwort von Ekkehard Krüger)

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