In den von Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin (reg. 1756–1785) eingerichteten Concerts spirituels, die die Hauptplattform der Ludwigsluster höfischen Musikpflege dieser Jahre bildeten, hatten neben der geistlichen Kantate auch die Psalmvertonung und die großangelegte vokale Choralbearbeitung ihren Platz. Nach heutigem Sprachgebrauch verstehen sich diese in den Quellen nur als „Psalm“ (Salmo) bzw. „Choral“ (Corale) bezeichneten Gattungen als „Kantaten“, genauer: Psalm- bzw. Choralkantaten. Die „Choräle“ und die Psalmen wurden nicht nur als Einzelkompositionen, im „Idealfall“ vielmehr in einem festen, thematisch verklammerten Verbund aus zwei flankierenden Choralkantaten (hier: „Zu dir, Herr Jesu, komme ich; Mein Geist und Sinn ist hoch erfreut“) und einer von diesen eingeschlossenen Psalmkantate (hier über Psalm 32) aufgeführt (Titel: Verschiedene Texte, 11. Teil).
C. A. F. Westenholtz wurde 1767 zum Konzertmeister, 1770 zum Kapellmeister in Ludwigslust berufen. Er war damit Nachfolger des beim Umzug der Kapelle nach Ludwigslust (1767) aus dem Amt als Hofkomponist geschiedenen Johann Wilhelm Hertel.
In seiner Gesamtheit erweist sich Westenholtz’ zwölfteiliger Werkzyklus der „Verschiedene[n] Texte“ – das Hauptwerk eines Meisters, der über seinen engeren Wirkungskreis hinaus kaum bekannt geworden ist – als Dokument eines kompositorischen Schaffens von erstaunlicher Qualität. Zugleich manifestiert sich in ihm ein in seiner Art singulärer Entwurf geistlicher Musik und Musikpflege in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
(aus dem Vorwort zur Partitur von Karl Heller)