Die undatierte „Andächtige Kirchen-Music“ des Merseburger Kapellmeisters Johann Theile ist König Friedrich I. in Preußen gewidmet und daher als ein Dokument der Berliner Musikgeschichte am Anfang des 18. Jahrhunderts zu werten. Theile wurde von Königin Sophie Charlotte gefördert und hielt sich u. a. als Lehrer nach 1700 einige Zeit in Berlin auf. Acht von zehn Kompositionen der Sammlung sind noch erhalten. Sie vertreten ein Repertoire, das zwischen Geistlichem Konzert und älterer Kirchenkantate angesiedelt ist.
Sechs Werke kombinieren eine eröffnende Spruch-Vertonung (Concerto) mit der Vertonung einer anonymen mehrstrophigen Odendichtung (Aria) mit ausgeprägt pietistischem Grundton. Die Verstärkung der Streicher (auch in Mehrfachbesetzung) durch Bläser (bis zur Festbesetzung mit zwei Bläserchören) ist die Regel. Ihrem Gesamtprofil nach entsprechen die Kantaten der „Andächtige[n] Kirchen-Music“ dem um 1700 in der protestantischen Kirchenmusik Mittel- und Norddeutschlands erreichten Standard damals „moderner“ Schreibart.
Die Kantaten der „Andächtige[n] Kirchen-Music“, mit hoher Wahrscheinlichkeit als späte Schöpfungen des Komponisten entstanden, erweisen sich als ein gattungsgeschichtlich ebenso interessantes wie künstlerisch belangvolles Dokument protestantischer Kirchenmusik in der Generation vor Bach.
Inhalt
- Es ist nichts Verdammliches an denen
für SATB, 2 Vl, Va, Vc, Org
- Die Güte des Herrn ist’s
für S, 2 Ob, 2 Vl, 2 Va, Org
- Wohl denen, die ohne Wandel leben
für SATB, 2 Ob, Fag, 2 Vl, 2 Va, Org
- Denen, die Gott lieben
für SATB, 3 Ob, Fag, 2 Vl, 2 Va, Org
- Das Blut Jesu Christi
für STB, 2 Vl, Vla, Vlc, Org
- Es ist in keinen andern Heil
für SATB, 2 Ob, Fag, 2 Vl, 2 Va, Vc, Org
- Laudate pueri Dominum
für AB, 2 Tr, Pk, 3 Ob, 2 Fag, 2 Vl, Va, Org
- Dennoch bleib ich stets an dir
für ST, 2 Ob, Fag, 2 Vl conc/rip, Va conc/rip, Vc/Fag, Org