Zu Thomas Selles (1599–1663) großen Leistungen gehörte u. a. auch die sich bis weit über seinen Tod hinaus bewährende Neuordnung der kirchlichen Musikorganisation der kaum vom Dreißigjährigen Krieg betroffenen Stadt Hamburg. Sein Engagement hatte eine derartige Steigerung der Figuralmusik zur Folge, dass ein musikalischer Fremdenführer publiziert wurde. Neben seiner um 1642 veröffentlichten „Kurze[n] doch gründliche[n] anleitung zur Singekunst“ komponierte er weltliche sowie geistliche ein- und mehrstimmige Lieder, von denen die meisten im Druck erschienen, Passionen nach Matthäus und Johannes, Motetten, Historien, Intermedien, die für die Geschichte der oratorischen Passion von großer Bedeutung sind, und Choralkompositionen, ämterbedingt jedoch kaum instrumentale Werke. Seine Vorliebe galt dem Concert, wofür die vorliegende Vertonung des Psalms 150 stehen kann.
Selles Komposition über den 150. Psalm „Lobet den Herrn in seinem Heiligtum“ entstand für das Friedensfest in Hamburg anlässlich der Ratifizierung des Nürnberger Vertrages und gehört damit zu den Festmusiken, die zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges komponiert wurden. Der Psalm ist in Selles repräsentativer Werksammlung aus Stimmbüchern und Tabulaturen unter dem Titel Opera omnia, die er der Stadt Hamburg widmete, überliefert.